Unter Strom

Wir bekamen den Befehl, wegen Wartungsarbeiten am Signalzaun, an einer unübersichtlichen Stelle drei Hundelaufanlagen aufzubauen. Also innerhalb des Grenzstreifens.

Hundelaufanlagen, Quelltex wikipedia: "Es wurden Hunde eingesetzt, die sich auf 100 bis 200 m langen Abschnitten an einem gespannten Stahlseil entlangbewegen und so auf Bewegungen innerhalb ihres Sichtfeldes mit Gebell aufmerksam machen konnten. Betreut wurden die Hundelaufanlagen vom Diensthundewesen der Grenztruppen."

Ein paar Tage später mussten wir sie wieder abbauen. Um die Anlagen zu erreichen, mussten wie über eine Wiese gehen. Auf dieser hatte aber mittlerweile die ortsansässige LPG eine Kuhherde platziert, natürlich mit Elektrozaun abgesichert. Der Hinweg war ja noch einfach: ich trat den Draht nieder und meine zwei Begleiter stiegen darüber. Das selbe wollte ich auf dem Rückweg machen. Jeder von uns hatte jetzt einen Wachhund dabei. Als clevere Grenzer hatten wir natürlich die Hundeleinen vergessen. Deshalb nahmen wir die Ketten von den Laufanlagen. Es geschah, was passieren musste. Grenzer Hiesels Hund hatte es nicht eilig und so hing die Kette- oder besser gesagt: glitt die Kette, über die Wiese dahin. Hund und Grenzer Hiesel gaben mit einem Mal einen recht lauten Ton von sich. Hiesel warf die Kette von sich und der Hund gab Vollgas. Die Kette hatte natürlich Strom bekommen. Im ersten Moment mussten wir, ausser Hiesel, natürlich lachen. Der Hund riss noch einige Meter des Zauns mit, weil die Kette sich daran verfangen hatte. Auch die Kühe bekamen etwas Panik, immerhin jagte ein Hund über ihre friedliche Weide. Das ganze ähnelte ein wenig einer Wildwest-Show. Es dauerte bestimmt eine halbe Stunde, bis wir den Hund wieder an der Leine hatten. Erleichtert machten wir uns danach auf den Weg zurück in die Kaserne. Leider dachte keiner von uns daran, den eingerissenen Drahtzaun wieder zurichten. Das war unser Verhängnis. Wahrscheinlich dauerte es nicht all zu lang und die Kühe eroberten neues Weideland. Einige waren, wie es aussah, Weltenbummler. Am Abend dieses Tages lösten sie in einer doch großen Entfernung sogenannte Signalgeräte aus. Das müsst ihr Euch so vorstellen: In 20 bis 30 Zentimetern spannt man eine Schnur über den Boden und am Ende der Schnur wartet eine Silvesterrakete darauf, dass eine Kuh gegen diese Schnur läuft.

Auf jeden Fall war an diesem Abend die halbe zuständige Kompanie und einige Bauern damit beschäftigt, ihre Partykühe einzufangen.

Natürlich fiel der Verdacht auf uns. Wir stellten uns absolut dumm und taten, als wären wir erstaunt darüber. Wir hatten ja das Gelände vorschriftsmäßig verlassen. Die Drohungen, die wir uns anhören mussten, wenn man uns dies nachweisen würde, reichten bis zur unehrenhaften Entlassung. Im Grunde war uns das scheissegal aber der Form zuliebe taten wir, als wären wir entsetzt. Das aller schlimmste war, und das war echt schwer, bei all diesem Blabla nicht zulachen.

Eine Kragenbinde zum Einknöpfen, innen weiß aussen grau, aus Baumwolle. Diese Kragenbinden werden in die Felddienstuniformen und die Dienstuniformen der Soldaten mit geschlossenem Kragen eingeknöpft.