Im Sommer 87 fand eine Theatervorstellung in unseren Abschnitt statt und ich war als Stuntman dabei.

Es kamen alle Grenzkompanieführer des Grenzkomandos Süd nach Posseck. Dort wurde extra eine Tribühne in der Nähe des Grenzzaunes aufgebaut mit Überdachung und Erfrischungstand. Es war ein heißer Sommer. Was genau alles dort ablief entsog sich unsere Kenntniss. Ein paar Grenzer sollten eine vorbildliche  Verhaftung an Orginal Grenzzaun aufführen.

Den Schlußakt der Inszenierung war mir zugeteilt als echter Grenzverletzter sollte ich aus den Wald geschlichen kommen , vorbei an meiner Fangemeinde die Kompaniechefs. Auf Höhe der Tribühne sollten dann ein heldenhafter Hundeführer mit heldenhaften Hund erscheinen . In diesen Moment sollte ich in painkartiger Weise auf den Zaun zulaufen bis ich von Schutzhund gestellt werde. Klingt eigentlich machbar. Ich übte mit einen Schutzhundeführer der Kompanie mehrmals unseren Auftritt.

Am Tag der Aufführung war es bestimmt bald 30 Grad warm, was ich mich wegen der langen Strecke die ich zurück legen sollte nachdenklich machte. Aber es kam viel schlimmer. Ein Theatermitarbeiter (Stabsoffizier) übergab mir eine komplet neue vollständige Schutzausrüstung, Eine Hose die auch allein stehen blieb,eine Weste die mich verdoppelte , zwei neue Beißarme und zum Schluß einen Vollschutzhelm. "Sie wollen doch nicht mit ihren schäbigen Beißarm unsere Grenze verletzen" waren seine Worte, als er mir mein gedienten Beißarm abnahm. Er hatte sogar Humor. Es dauerte eine Ewigkeit bis ich in voller Montur gekleidet war. Da alles neu war, war auch alles noch ziemlich steif. Mir lief ohne mich zubewegen der Schweiß in Strömmen herrab. " Genosse Soldat sie können ja in Schatten auf ihren Einsatz warten" meinte der Stabsoffizier und war weg. Puh das konnte nicht gut enden.

Dann kam mein Sichwort, und die Show begann.   Habt ihr schon mal ein Michelin Männchen auf eine Grenze  zuschleichen gesehen, nein. Nun ich kann Euch sagen ihr werdet es auch nicht erleben das so eine Aufführung noch mal stattfindet. Das Michelin Männchen konnte auch nur schleichen. Als ich dann  " Halt stehenbleiben" mein Stichwort für meinen Wechsel von Schleichen in Sprint erschallte, konnte ich tun was ich wollte aber mehr als ein Gehen kam nicht mehr zustande. Jetzt kam noch hinzu das der Hund den Punkt anvisierte an den er mich das letzte mal sah bevor er in einer Senke verschwand. Ich wäre gern stehengeblieben und hätte ihn erwartet doch das hätte den Zorn meiner Fans zufolge gehabt. Mit den Tempo wie ein echtes Michelin Männchen es auch getan hätte stürmte ich weiter auf die Grenze zu. Der Hund hatte nun doch dadurch das er einen Bogen lief eine weitere Strecke vor sich als geplant und er passte sich immer mehr den Michelinmodus an. Auch ihn wars an diesen Tag zu warm und er legte keinen Wert darauf seine oder meine Fans zufrieden zustellen. Schlaues Kerlchen. Da ich trotz meiner Behinderung bald am Zaun angekommen war lies ich mich hollywoodreif fallen, so wie der Sack Mehl in China umfällt. Da ich nicht mehr in der Lage war selbständig aufzustehen kabbelte ich auf allen Vieren weiter. Punktgenau vor den Zaun kam meine Erlösung angetrollt. Zum beißen hatte er auch keine Lust mehr. Er schnuberte nur mitleidig an Michelin Männchen. Ich tat halt so und schrie laut " au", was den Hund erschreckte und er von mir total abließ. Über Lautsprecher hörte ich noch das der arme Hund bei 30 Grad nicht ganz seine Leistung erreichen könnte. Ich wurde wie ein Sack Mehl abtransportiert. Zwei Soldaten zerrten mir  die Schutzkleidung runter und ein Sanitäter bescheinigte mir meine Dienstunfähigkeit.

Auch einer der Kompaniechefs schien unter der Hitze, trotz Sonnendach und Erfrischungstand zu leiden und so fuhr ich mit diesen Klugscheißer zurück in die Kompanie. Klugscheißer war er weil er mich auf einmal während der Fahrt fragte " Genosse Soldat was  machen sie wenn sie einen Grenzverletzer der schon den ersten Zaun überwunden hat und sie mit ihren Hund noch vor den Zaun stehen".Nun ja mein Einwand das ich nur Wachhundeführer bin wollte er nicht gelten lassen. Also ich überlegte und sagte mal ganz einfach "Ich mache Meldung " wo ud wie ließ ich mal in Raum stehen. Auch falsch. Nun machte ich den Vorschlag mein Hund Platz machen zulassen und selber über den Zaun zu steigen.  Abermals lag ich daneben. Da ich kein Telefonjocker hatte und kein Telefon und keine Anstalten mehr machte überhaupt noch was zu sagen, verkündete er ganz stolz die richtige Antwort. "Sie nehmen ihren Hund und werfen ihn über den Zaun, ganz einfach." Ich sah ihn wahrscheinlich etwas zulang und zu verdottert an." Doch in letzten Augenblick sagte ich "Jawoll Genosse Hauptmann einer sehr gute Taktik" das schien ihn zubefriedigen jedenfalls ließ er von mir ab und ich hatte meine Ruhe.

Der erste Zaun war etwa 2,5 Meter hoch hatte vorn Stacheldraht und oben  Stacheldraht wie ein Y. Ein Hund wog an die 40 Kilo und würde sich sicherlich freuen  wenn man ihn packen würde mit ihn ausholte und dann fast 3 Meter hoch durch die Luft schleuderte. Das mir das nicht einfiel.

 

Das Abschiedstuch was man am Tage der Entlassung bekam.

Signalzaun. Dieser löste aus wenn zwei Drähte zusammenkammen oder ein Draht überbrückt wurde.

 

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