Der Raub der Mona Lisa

Beispielbild einer Mona Lisa.

Unsere sah ganz anders aus.

Mona Lisa war blond, war spärlich bekleidet, ungefähr 80 cm groß und lächelte uns von der Türe des Waschraumes in Zwinger an.

Natürlich war es nicht Mona Lisa selbst, aber für uns hatte sie diesen Status.

Leider lächelte sie uns nicht die ganze Wehrdienstzeit an. Sie wurde geraubt oder besser entführt. Der Räuber war der zuständige Offizier für die Diensthunde des Regiments. Ich habe ihn das erste Mal gesehen als er ohne Ankündigung in Zwinger auftauchen wollte. Doch unser persönlicher Wachdienst hielt ihn am Tor auf. Hunde haben ein gutes Gespür für den Charakter eines Menschen. Unsere zwei Hunde wollten sich gar nicht beruhigen. Erst als wir sie in ihren Zwinger gesperrt hatten betrat er etwas zornig die Anlage. Es folgte das übliche Blabla. Das muss weg, das muss so und so sein und lauter sinnloses Getue. Nach der üblichen Staubsuche ging er in Waschraum um sich die Hände zu Waschen. Als er den Raum verlassen wollte blieb er vor unserer Mona Lisa stehen. Nach einer kurzen Bemusterung nahm er sie ab rollte sie zusammen und meinte grinsend. Hier wäre eine Einrichtung der Grenztruppen und keine Spelunke. Gleich darauf verschwand er mit seiner Beute. Wir standen alle dort wie auf einer Beerdigung. Unsere Trauer und Wut währte noch recht lang.

Einige Monate später suchte man einen Zivilangestellten in Regiment. Unser Fähnrich meinte das wäre doch etwas für mich. Ich lehnte sofort ab. Jeden Tag diese Lackaffen um sich wäre grauenvoll. Da gab er mir Recht, aber meinte ich könnte so tun als hätte ich Interesse und könnte so zwei Tage Sonderurlaub bekommen. Also vor Ort in Regiment sich informieren und einfach unentschlossen wieder abdampfen. Das Regiment befand sich in meiner Heimatstadt Plauen. Drauf lies ich mich ein. Es dauerte auch nicht lang und der Urlaubsschein lag auf den Tisch. Natürlich mit den Vermerk, das ich in Regiment zu erscheinen soll. Da musste ich natürlich sehen lassen. Ich hörte mir die Aufgabenstellung an und meinte immer dazu, ich müsste mir das gut überlegen. Da auch ein Teil der Aufgaben in Veterinärwesen lag sollte ich mich auch beim zuständige Offizier vorstellen. Ich erkannte ihn sofort. Wieder Blabla. Während ich mir sein Gequatsche anhörte, kam eine Putzfrau ins Zimmer und holte etwas aus seinen Waschraum. Sie lies die Tür offen. Als ich in diese Richtung sah musste ich mich ganz sehr zusammen reißen. Dort hing jetzt unsere geliebte Mona Lisa. Ich überlegte echt ob ich diesen Vollpfosten darauf ansprechen sollte. Was mich am meisten ärgerte war die Frechheit und diese Lüge mit der er uns die Mona Lisa abnahm. Oder bei wem sollte ich mich beschweren. Eine Krähe hackt der Anderen nicht die Augen aus. Ich besann mich auf mein Sonderurlaub und schwieg. Ich hatte noch nie eine gute Meinung über höhere Offiziere. Dieser war mein neues Feindbild. Als ich später wieder in der Kompanie ankam und erzählte, wo unsere Mona Lisa abgeblieben war, waren meine Kameraden auch ziemlich sauer.

Wir schmiedeten Befreiungspläne die wir aber aus Zeitmangel nicht durchziehen konnten.

Grenzregiment Plauen Schöpsdreh. 2020

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